Weltwirtschaftswachstum etwas schwächer als erwartet
2015 setzte sich die Erholung der Weltwirtschaft mit einem moderaten Wachstum von rund 3,1% fort, blieb aber aufgrund der enttäuschenden Schwellenländer ein wenig hinter den Erwartungen (3,4%) zurück. Während bei den Schwellenländern nur noch mit einem Wachstum von rund 4,0% und nicht mehr von 4,8% gerechnet wird, dürften die Industriestaaten wie erwartet um rund 2% zulegen.
Industriestaaten überzeugten nur mässig
Zweifellos belasten die Stigmata der Finanzkrise 2008/2009 – hohe Verschuldung, angeschlagenes Finanzsystem und strukturelle Ineffizienzen – die Wirtschaft der Industriestaaten immer noch mehr (Europa und Japan) oder weniger (USA) stark. Und dennoch fiel das Wachstum, nicht zuletzt auch dank des kräftigen Konsums, zufriedenstellend aus.
In den USA begünstigten der robuste Arbeitsmarkt, die niedrigen Zinsen sowie die Erholung des Immobiliensektors den Konsum. Die Aufwertung des US-Dollars und die Konjunkturflaute in den Schwellenländern drückten hingegen auf die Investitionen und die Exporte und belasteten so das verarbeitende Gewerbe. Vor diesem Hintergrund erzielte die Wirtschaft ein insgesamt ordentliches, wenn auch im historischen Vergleich eher bescheidenes Wachstum von rund 2,5%.
In der Eurozone profitierte die Wirtschaft nicht nur von den Konjunkturmassnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB), der Abwertung des Euros und dem niedrigen Erdölpreis, sondern auch von den günstigeren Kreditvergabebedingungen. Das durchschnittliche Wachstum erreicht wahrscheinlich 1,5% und fällt – wenn man Griechenland nicht mitberücksichtigt – dank der robusten Binnennachfrage recht homogen aus.
Schwellenländer enttäuschten
Die Wachstumsdifferenz zwischen den Schwellen- und den Industrieländern war mit 2 Prozentpunkten (4% minus 2%) so klein wie seit 2000 nicht mehr. Dies zeigt, dass die strukturellen Schwierigkeiten (Überinvestitionen, Überschuldung, Verschlechterung der öffentlichen Finanzen, ja sogar abnehmende Wettbewerbsfähigkeit) in zahlreichen Entwicklungsländern zunehmen, wenn in China – meist ihr wichtigster Handelspartner – die Konjunktur abflaut.
Aufgrund des Preiszerfalls beim Erdöl und den Industriemetallen wurden die rohstofferzeugenden Länder jedoch am stärksten in Mitleidenschaft gezogen.
Schweiz: unter Druck, aber kein Einbruch
Nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Euromindestkurs von CHF 1.20 aufzuheben, verlor die Schweizer Konjunktur an Schwung. Die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft und des Welthandels belastete ebenfalls das Wachstum, das von 2% auf 1% zurückging. Zu einer Rezession oder erheblichen Verschlechterung der Arbeitsmarktlage kam es jedoch nicht.
Ausserhalb der USA droht Deflation
Die bescheidene Nachfrage (ziemlich mässiges Weltwirtschaftswachstum) und das Überangebot (Produktionskapazitäten in China, hohe Arbeitslosigkeit, Globalisierung) drückten weiter auf die Preise, vor allem im verarbeitenden Gewerbe.
Die schwache Inflation bewog die meisten Zentralbanken dazu, die Zinsen auf dem Tiefststand zu belassen oder sogar neue Liquiditätsspritzen anzukündigen, um der drohenden Deflationsspirale entgegenzuwirken.
In den USA, wo sich der Arbeitsmarkt der Vollbeschäftigung nähert, läutete die Fed hingegen zum Jahresende eine erste Zinserhöhungsrunde ein.